Die nachfolgenden Informationen ersetzen keinesfalls eine ärztliche Diagnose und Beratung.
Instabilität des Kniegelenks
Instabilität des Kniegelenks: was ist das?
Beim Kniegelenk handelt es sich um ein Roll-Gleit-Gelenk, welches es dem Knie ermöglicht einen Wechsel zwischen Beuge-, Streck und Drehbewegung (Roll-Gleit-Bewegung) auszuführen. Hierbei halten gelenkübergreifende Muskeln und verschiedene Bänder das Kniegelenk in seinem physiologischen Bewegungsablauf und sorgen für Stabilität. Dem vorderen und hinteren Kreuzband kommt hier eine besondere Bedeutung zu, indem sie den Bewegungsablauf nach vorne und hinten regulieren. Durch das innere und äußere Seitenband wird das Knie quasi seitlich „in der Spur“ gehalten.
Wie alle Gelenke im menschlichen Körper ist auch das Kniegelenk von einer Gelenkkapsel überzogen, die den Knochen mit Nährstoffen versorgt und gemeinsam mit den innenliegenden Menisken eine stoßdämpfende Funktion während des Bewegungsablaufes hat.
Durch Verschleiß, wovon vor allem die Menisken betroffen sind, oder durch Verletzungen der Bänder kann der Kapsel-Band-Apparat so geschädigt werden, dass das Kniegelenk instabil wird.
Von einer sogenannten komplexen Instabilität des Kniegelenks (z. B. antero-mediale Instabilität) spricht man in der Regel dann, wenn mehrere Bänder gleichzeitig versagen.
Ursachen einer Instabilität des Kniegelenks
Eine angeborene Überbeweglichkeit (Laxizität) des Kniegelenks tritt selten auf und wird beispielswiese im Zusammenhang mit dem sogenannten Ehlers-Danlos-Syndrom (angeborene Überdehnbarkeit der Haut und Überbeweglichkeit der Gelenke) beobachtet.
Die häufigsten Ursachen von Instabilitäten des Kniegelenks sind (Sport-)Unfälle, bei denen vorwiegend das Innenband (MCL) und das vordere Kreuzband (ACL) geschädigt werden. Sind mehrere Bänder betroffen, so hat dies eine komplexe Instabilität zur Folge.
In seltenen Fällen führt eine Fehlstellung der Beinachse – wie O-Beine X-Beine – mit zusätzlich auftretendem Knorpelverlust zu einer Laxizität.
Symptome der Instabilität des Kniegelenks
Akute Bandverletzungen nach Unfällen werden in über 90 % der Geschehnisse beobachtet. Nach Abklingen der unfallbedingten Schwellung kommt es zu einem subjektiven Instabilitätsgefühl, das in der Fachsprache als Giving-way-Phänomen bezeichnet wird. Die betroffenen Patienten haben das Gefühl, dass das Knie weggleitet, bzw. wegknickt; und dies schon bei geringfügiger, normaler Belastung wie dem Treppensteigen oder dem Spurt zu einer Straßenbahn. Oft wird dieses Phänomen auch als „Gelenkschnappen“ beschrieben.
Jedes dauerhaft instabile Kniegelenk (chronische Instabilität) führt langfristig zu einer Schädigung des Gelenkknorpels (Gonarthrose) und zu Meniskusproblemen. Häufig nehmen Patienten eine chronische Instabilität aber gar nicht wahr. Äußerlich zeigt sich diese z. B. als Schwäche des bzw. fehlende Ausprägung der Quadrizepsmuskulatur (Oberschenkelmuskulatur).
Wenn Knorpel und Meniskus geschädigt sind, kann die chronische Instabilität immer wieder Schmerzen und Schwellungen sowie auch Ergussbildung im Kniegelenk hervorrufen.
Stadien der Instabilität des Kniegelenks
Zur Quantifizierung des Stadiums einer Kniegelenksinstabilität wird am häufigsten der sogenannte „Schubladentest“ genutzt. Dieser stellt bei Schädigung des vorderen Kreuzbandes eine Überbeweglichkeit des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel nach vorne und bei Schädigung des hinteren Kreuzbandes nach hinten fest. Die genaue Stabilitätsmessung des Kniegelenks erfolgt mit Messgeräten (KT-1000, Rolimeter, KLT), die an das Gelenk bzw. die Knochenkonturen angelegt werden. Mit diesen Instrumenten wird die Überbeweglichkeit unter Belastung in Millimetern (= Quantifizierung) erfasst. Eine weitere Möglichkeit, den Grad der Instabilität festzustellen, ist eine Röntgenaufnahme, bei der das Kniegelenk eingespannt und der Winkel der sogenannten Aufklappbarkeit in Grad gemessen wird.
In der Medizin werden drei Formen der Knieinstabilität unterschieden:
- Einfache Knieinstabilität: Wenn nur eines der Elemente des Kapsel-Band-Apparates betroffen ist, z. B. das Außenband
- Komplexe Knieinstabilität: Wenn mehrere Elemente des Kapsel-Band-Apparates gleichzeitig betroffen sind, z. B. mehrere Bänder gleichzeitig bei zusätzlicher Schädigung der Kapsel
- Chronische Knieinstabilität: Diese erstreckt sich über viele Jahre
Diagnose der Instabilität des Kniegelenks
Für die Diagnose der Instabilität des Kniegelenks ist eine Gesamtbetrachtung des Patienten erforderlich. Mittels Magnetresonanztomographie (MRT) kann festgestellt werden, welches Band verletzt ist. Unfallanamnese und Beschwerden des Patienten sind ebenfalls Bestandteil der Diagnostik. Meist ist eine klinische Untersuchung mittels verschiedener standardisierter Untersuchungsverfahren erst möglich, nachdem das Knie abgeschwollen ist. Mittels spezifischer Tests, wie dem Lachman-Test, dem Pivot-Shift-Test oder dem Schubladentest können die Instabilität des Knies und die Funktion der Bänder überprüft werden. Erst wenn die Trias Bildgebung, Messverfahren und klinische Untersuchung abgeschlossen ist, kann ist eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Insbesondere bei chronischen Instabilitäten können sich unterschiedliche Krankheitsbilder überlappen. So kann ein ausgeprägtes X-Bein beispielweise eine unfallbedingte Instabilität des Innenbandes verstärken. Für die Diagnose sind außerdem Beinachse, Beckenschiefstand und Ausprägung der Muskulatur von Bedeutung.
Wie kann man einer Instabilität des Knies vorbeugen?
Einer Instabilität des Knies kann nur durch intensives Muskelaufbau- und Koordinationstraining vorgebeugt werden. In bestimmten Fällen, insbesondere bei länger anhaltenden Belastungen oder Belastungssituationen mit hohem Verletzungsrisiko, kann das Tragen einer unterstützenden Kniebandage oder - orthese eine sinnvolle präventive Maßnahme sein.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einer Instabilität des Knies?
In der Regel richtet sich die Therapie nach dem Schweregrad der Knieinstabilität. Patient und Arzt beraten hier gemeinsam über das therapeutische Vorgehen.
Bei einer einfachen Instabilität des Knies helfen oftmals konservative Maßnahmen wie Physiotherapie in Verbindung mit Muskelkrafttraining. Entzündungshemmende Schmerzmittel und stabilisierende Kniebandagen oder -orthesen können den Heilungsprozess zusätzlich unterstützen.
Ist der Leidensdruck des Patienten hoch, d. h. bedeutet die Instabilität des Knies für ihn eine massive Belastung, kann bei Bandverletzungen eine operative Bandrekonstruktion sinnvoll sein. In jedem Fall muss diese im Anschluss durch entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen unterstützt werden. Für leistungsaktive, sportliche Menschen ist die Operation nahezu alternativlos. Allerdings ist auch hier der Schweregrad sowie das Empfinden des Patienten mit entscheidend.