Die nachfolgenden Informationen ersetzen keinesfalls eine ärztliche Diagnose und Beratung.

Knick-Senk-Spreizfuß

Knick-Senk-Spreizfuß: was ist das?

Als Knick-Senk-Spreizfuß wird eine kombinierte Fehlstellung der Fußknochen bezeichnet. Diese Fehlstellung kann zu vorzeitigem Gelenkverschleiß, Entzündungsneigung sowie Schmerzen im Bereich der Füße, der Knie und des Rückens führen.

Die Dreierkombination: der Knick-Senk-Spreizfuß

Wie der Name schon besagt, treffen beim Knick-Senk-Spreizfuß drei Fußfehlstellungen zusammen:

Woher kommt ein Knick-Senk-Spreizfuß?

Sehr wenige Menschen haben die Veranlagung zu einem Knick-Senk-Spreizfuß von Geburt an. Zumeist handelt es sich um eine erworbene Fehlstellung, beispielsweise infolge einer unzureichenden Entwicklung des Fußgewölbes im Kindesalter. Ebenso können Unfälle, Erkrankungen und Bewegungsmangel Ursache eines Knick-Senk-Spreizfußes sein.

Bei Kindern sind Knick-Senkfüße normaler Bestandteil der körperlichen Entwicklung. So sind die mit Fettgewebe gepolsterten “Plattfüße” des Kleinkindes und die vorübergehenden Knickfüße bei Vorschulkindern meist ganz normal, denn das Fußgewölbe stabilisiert sich in der Regel erst im Alter von acht bis zehn Jahren. Allerdings ist die zeitliche Variationsbreite hierbei relativ groß.[2]

Bei Jugendlichen und Erwachsenen entsteht der Knick-Senk-Spreizfuß oft infolge einer Schwächung von Fußmuskulatur, Bändern und Sehnen. Die Ursachen hierfür können Bewegungsmangel oder auch Inaktivierung der Fußfunktion in ungeeigneten Schuhen sein. Eine derartige Fußschwäche kann außerdem eine veranlagungsbedingte Fußfehlstellung verstärken.

Ursachen bzw. Risikofaktoren für den Knick-Senk-Spreizfuß können sein:[1]

  • Übergewicht: jedes Kilo zu viel ist eine Zusatzbelastung für das Fußgewölbe
  • ungeeignete Schuhe: hohe Absätze verstärken die Belastung des Vorfußes und begünstigen die Entstehung eines Spreizfußes
  • Überlastung durch schweres Tragen und/oder langes Stehen: eine anhaltende Bänderdehnung begünstigt das Absenken des Fußgewölbes (z.B. Tätigkeit in der Krankenpflege, im Einzelhandel oder bestimmten Handwerksberufen)
  • zunehmendes Alter: altersbedingt nachlassende Festigkeit des Bindegewebes und der Bänder begünstigen Fußfehlstellungen
  • angeborene Bindegewebsschwäche: z.B. Erkrankungen wie Marfahn-Syndrom[3], Ehlers-Danlos-Syndrom[4]
  • Schwangerschaft: hormonell bedingte Bindegewebsveränderung oder -schwäche

Weitere Ursachen für den Knick-Senk-Spreizfuß können Unfälle oder Erkrankungen sein, die das komplexe Zusammenspiel von Knochen, Sehnen und Muskeln im Fußgewölbe beeinträchtigen (z.B. Bänderriss, Sehnenabriss, Sehnenscheidenentzündung, Rheuma oder das Tibialis-posterior-Syndrom, d.h. eine Entzündung der Sehne des hinteren Schienbeinmuskels, die mit der Fußwurzel in Verbindung steht).

Auch verschiedene Medikamente können die Sehnen des Fußgewölbes schwächen und somit zur Entstehung eines Knick-Senk-Spreizfußes beitragen. Außerdem kommt bei Diabetikern und Bluthochdruckpatienten der Knick-Senk-Spreizfuß gehäuft vor.

Welche Symptome können bei einem Knick-Senk-Spreizfuß auftreten?

Generell kann ein Knick-Senk-Spreizfuß Beeinträchtigungen beim Gehen hervorrufen, insbesondere beim Treppensteigen oder beim Gehen auf unebenem Boden. Außerdem kann er Schmerzen verursachen, nicht nur in den Füßen selbst, sondern auch im Bereich der Knie, der Hüftgelenke und des Rückens. Sogar Kopf- und Nackenschmerzen sowie Schwindel können die Folge einer Knick-Senk-Spreizfuß-bedingten Kette an Fehlbelastungen sein.[1]

Der Knick-Senk-Spreizfuß hat eine Fehlbelastung zur Folge, die folgende Symptome verursachen kann:[1]

  • Überlastungsschmerz an der Fußinnenseite und am Knöchel, “brennende Fußsohlen” und schnelle Ermüdbarkeit bei Belastung
  • Entstehung von Druckstellen, Hornschwielen und Hühneraugen
  • Entstehung eines Hallux valgus
  • Entstehung eines Fersensporns
  • Begünstigung von Entzündungen und Verschleißerscheinungen (Arthrose)
  • Dysbalancen des gesamten Bewegungsapparates inklusive Knie-, Hüft- und Rückenschmerzen

Der Knick-Senk-Spreizfuß hat Einfluss auf die Statik des gesamten Bewegungsapparates, denn hierdurch sind alle oberhalb des Fußes befindlichen Gelenke und auch die Wirbelsäule einer Fehlbelastung ausgesetzt. Als nächstliegendes Gelenk muss das Knie die Fehlstellung des Fußes am meisten kompensieren, wobei die beeinträchtigte Dämpfungsfunktion beim Knick-Senk-Spreizfuß zugleich eine vermehrte Belastung des Knies mit sich bringt. Der Knick-Senk-Spreizfuß kann zudem zu einer Schiefstellung des Unterschenkels führen: durch die daraus folgende Fehlstellung des Kniegelenkes wird dieses wiederum ungleichmäßig belastet und der Gelenkknorpel einseitig abgenutzt (Arthrose). Knieschmerzen sind die Folge. Auch Fehlhaltungen (Hohlkreuz), Muskelverspannungen sowie Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen können durch einen Knick-Senk-Spreizfuß entstehen. Da außerdem die Dämpfung beim Gehen durch das eingefallene Fußgewölbe verringert ist, kann es auch zu Bandscheibenproblemen kommen.[1]

Wie wird ein Knick-Senk-Spreizfuß diagnostiziert?

Die Diagnose eines Knick-Senk-Spreizfußes kann der Arzt – in der Regel der Orthopäde – bereits bei genauer Betrachtung der Fußstellung stellen. Die typischen Kennzeichen des Knick-Senk-Spreizfußes können aber auch medizinische Laien durch Betrachtung der Rückansicht des Fußes und anhand des Fußabdrucks erkennen:

  • Bei der Rückansicht des Fußes ist erkennbar, dass „Knick-Senk-Spreizfuß-Füße“ nicht gerade stehen, sondern eine X-Stellung mit nach innen abgeknickten Innenknöcheln und nach außen gedrückter Ferse aufweisen.

  • Bei der Betrachtung des Fußabdrucks eines normalen Fußes sieht man auf dem Boden eine geschwungene L-Form. Der Knick-Senk-Spreizfuß zeigt dagegen einen großflächigen Abdruck mit relativ gerader Fußinnenseite, die L-Form ist nahezu oder ganz aufgehoben. Häufig ist auch ein nach innen hervortretender Ballen (Hallux valgus) erkennbar.

Mittels dynamischer Fußdruckmessung kann die funktionelle Beeinträchtigung des Fußes detaillierter untersucht werden. Hiermit ist sind Kräfte und Druckverteilung des Fußes während der gesamten Kontaktzeit mit dem Untergrund, d.h. vom Absetzen der Ferse bis zum Abrollen der Zehen, effektiv messbar. Die dabei produzierten Bilddokumente machen zudem eine Verlaufskontrolle und die Erfolgsanalyse einer Therapie möglich. Auch die Gang- und Laufanalyse kann, dank der Erfassung aller Bewegungsabläufe, für die Diagnose wertvolle Hinweise geben.[1]

Kann man einem Knick-Senk-Spreizfuß vorbeugen?

Generell sorgt eine aufrechte Körperhaltung dafür, dass alle Bewegungsabläufe und damit auch die Stellung der Füße optimal sind. Es kann bei einer Neigung zu Knick-Senk-Spreizfüßen sinnvoll sein, das Stehen und das Gehen aktiv zu kontrollieren – also eine anatomisch korrekte Fußstellung einzunehmen – und beim Gehen besonders auf die natürliche Abrollbewegung der Füße zu achten.[1]

Auch ein regelmäßiges Training von Muskulatur und Bändern im Bereich der Füße kann Fußfehlstellungen vorbeugen, wie beispielsweise gezielte Fußübungen nach dem Prinzip der Spiraldynamik® oder Barfußlaufen.[1]

Die Auswahl geeigneter Schuhe trägt ebenso zur Vorbeugung bei. Man sollte daher Schuhe mit ausreichendem Raum für die Zehen sowie flachen Absätzen und flexible Schuhsohlen bevorzugen.[1,2]

Ein weiterer Faktor ist das Körpergewicht. Insbesondere wenn man im Berufsalltag durch schweres Heben und/oder langes Stehen seinen Bewegungsapparat belastet, kann ein gesundes Normalgewicht einem Knick-Senk-Spreizfuß vorbeugen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es bei einem Knick-Senk-Spreizfuß?

Die Therapie orientiert sich jeweils an dem Grad der Beschwerden und der Ausprägung der Fußfehlstellung. So ist bei leichten Fußfehlstellungen keine Therapie notwendig, sofern die Fehlstellungen nicht zu Schmerzen oder anderen Beschwerden führen. Empfehlenswert ist in jedem Fall eine vorbeugende Fußgymnastik, wobei Fußübungen nicht nur konsequent ausgeführt, sondern auch in den Alltag integriert werden sollten.

Treten jedoch Fußbeschwerden und Schmerzen immer wieder bzw. anhaltend auf oder bestehen zusätzlich Rückenbeschwerden, so sollte man einen Orthopäden aufsuchen. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto einfacher und erfolgversprechender ist die Therapie. Außerdem kann so frühzeitig schwerwiegenden Folgeschäden vorgebeugt werden. In der Regel ist ein Knick-Senk-Spreizfuß mit Physiotherapie, mittels Übungen der Spiraldynamik® sowie orthopädischen Einlagen und Bandagen erfolgreich behandelbar.

In bestimmten Fällen, beispielsweise bei irreversiblen Fehlstellungen, kann eine Operation sinnvoll sein.[1]

Referenzen

  1. Larsen, C. Gut zu Fuß ein Leben lang. 2019 Trias Verlag in Georg Thieme Verlag
  2. Maier, E., Killmann, M. (2003): Kinderfuß und Kinderschuh – Entwicklung der kindlichen Beine und Füße und ihre Anforderungen an fußgerechte Schuhe, München, Neuer Merkur
  3. Marfan-Syndrom https://flexikon.doccheck.com/de/Marfan-Syndrom#Skelettsystem (zuletzt besucht am 03.09.2021)
  4. Ehlers-Danlos-Syndrom https://flexikon.doccheck.com/de/Ehlers-Danlos-Syndrom#Gelenke (zuletzt besucht am 03.09.2021)