Die nachfolgende Informationen ersetzen keinesfalls eine ärztliche Diagnose und Beratung
Lipödem
Lipödem: Was ist das?
Das äußere Erscheinungsbild eines Menschen kann verschiedene Ursachen haben. Kräftige Oberschenkel werden oft mit Übergewicht in Verbindung gebracht, dies ist aber nicht immer zutreffend. In manchen Fällen kann eine medizinische Indikation namens Lipödem für dieses Erscheinungsbild verantwortlich sein. Das Lipödem ist eine Erkrankung, die unabhängig von Ernährungsgewohnheiten oder körperlicher Aktivität auftreten kann und sich durch eine ungleichmäßige Fettverteilung am Körper auszeichnet.
Diese ungleichmäßige Fettverteilung führt zu Schwellungen und unkontrollierten Verformungen an den betroffenen Körperteilen, meist den Beinen oder manchmal auch den Armen (ca. 30 %). Es ist wichtig, verschiedene mögliche Ursachen für Körperformen zu berücksichtigen und vorschnelle Schlüsse zu vermeiden.
Beim Lipödem vermehren sich die Zellen des Fettgewebes der Unterhaut, (auch Adipozyten genannt) krankhaft.
Pathologische Hautstruktur
Physiologische Hautstruktur
Da Frauen tendenziell einen höheren Fettgewebeanteil besitzen als Männer, sind diese auch häufiger betroffen. Zusätzlich existieren begünstigende Entstehungsfaktoren durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Schätzungsweise geht man davon aus, dass weltweit bis zu 10 % der Frauen mehr oder weniger ausgeprägt davon betroffen sind.
Aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes leiden Betroffene oftmals unter einem Scham- und mangelndem Selbstwertgefühl. Stereotypisierung und mangelnder Aufklärung in der Bevölkerung sind hierfür mitverantwortlich. Lipödempatienten werden oftmals mit adipösen Menschen verglichen.
In Bezug auf das Lipödem sind ungesunde Ernährung sowie Bewegungsmangel überhaupt nicht ursächlich für die Entstehung dieses Erscheinungsbildes.
Die 4 Mythen des Lipödems
Mythos 1: Die Einteilung in Stadien sagt etwas über die Schwere der Erkrankung aus.
Lange Zeit galt: je höher das Stadium, desto schlimmer die Erkrankung. Doch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der AWMF-Leitlinie 2024 zeigen: Die Stadieneinteilung beschreibt lediglich strukturelle Veränderungen des Gewebes, nicht aber die individuelle Belastung oder Schmerzintensität.
Die gute Nachricht: Das persönliche Empfinden zählt! Beschwerden sind individuell.
Mythos 2: Das Lipödem ist ein Ödem.
Bisher glaubte man, dass die Druckempfindlichkeit und das Spannungsgefühl durch Wassereinlagerungen verursacht werden. Doch moderne Untersuchungsmethoden konnten dies nicht belegen – es handelt sich also nicht um ein klassisches Ödem.
Die gute Nachricht: Damit rückt die Forschung weiter voran, um die tatsächlichen Ursachen des Lipödems gezielt zu entschlüsseln und bessere Behandlungsstrategien zu entwickeln.
Mythos 3: Das Lipödem ist eine progrediente (fortschreitende) Erkrankung.
Viele Betroffene fürchten sich vor einer zwangsläufigen Verschlechterung. Doch die aktuelle wissenschaftliche Datenlage zeigt: Das Lipödem schreitet nicht automatisch fort. Ob und in welchem Maße Veränderungen auftreten, hängt individuell von verschiedenen Faktoren ab.
Die gute Nachricht: Betroffene haben mehr Einfluss, als sie vielleicht denken. Ein aktiver Lebensstil, gezielte Therapie und individuelle Betreuung können den Verlauf positiv beeinflussen.
Mythos 4: Das Lipödem verursacht ein Lymphödem.
Die Vorstellung, dass das Lipödem automatisch ein Lymphödem nach sich zieht, konnte wissenschaftlich ebenso nicht bestätigt werden. Zwar können einige Betroffene zusätzlich ein Lymphödem entwickeln, doch das Lipödem allein ist nicht die Ursache dafür.
Die gute Nachricht: Wer ein Lipödem hat, muss sich nicht zwangsläufig mit einem Lymphödem auseinandersetzen. Und sollte doch beides auftreten, gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten.
Die Erkenntnisse stammen aus den neuesten AWMF SK2-Leitlinien und spiegeln den aktuellen Stand der Wissenschaft wider.
Ursachen eines Lipödems
Was zu der Fettverteilungsstörung führt, ist noch nicht eindeutig geklärt (idiopathisch). In vielen Fällen ist eine hormonelle Umstellungsphase und oder eine genetische Veranlagung zu erkennen.
- Hormonelle Umstellung z. B. in der Pubertät, Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
- Familiäre Veranlagung
- Leberschädigungen und eine ggf. damit einhergehende Störung des Hormonhaushaltes.
Symptome eines Lipödems
Umfangszunahme durch Vermehrung von Fettgewebe, oftmals an Ober- und Unterschenkeln, teilweise auch an den Armen.
Die linke und rechte Extremität ist meist symmetrisch vom Erscheinungsbild betroffen.
Folgende Symptome können in Verbindung mit einem Lipödem auftreten:
- Leitsymptom Schmerz
- Berührungsschmerz/Druckschmerz
- Spannungsgefühl an den betroffenen Extremitäten
- Sichtbare, symmetrische Verformung von Körperteilen durch Fettanlagerungen
- Proportionsunterschiede zwischen Hüfte/Oberschenkel und Oberkörper
- Füße, Hände und Rumpf eher nicht betroffen
- Schwere, druckempfindliche Beine
- Hämatomneigung (Tendenz zu Blutergüssen)
Der Schmerz kommt durch eine Entzündungs-Abwehrreaktion des Körpers auf die erhöhte Fetteinlagerung zustande.
Ausprägungsformen eines Lipödems
- Die Hautoberfläche ist glatt
- Das Fettgewebe der Unterhaut ist gleichmäßig und feinknotig sichtbar
- Die Hautoberfläche ist uneben und wellenartig
- Die Fettstruktur zeigt sich grobkörnig
- Das Gewebe ist großflächig deformiert, die Hautoberfläche hat Dellen
- Der Umfang hat stark zugenommen, mit überhängenden Hautlappen (Wammen)
Diagnose eines Lipödems
Besonders in der Anfangsphase ist es schwierig, das Krankheitsbild zu erkennen und von Adipositas (starkem Übergewicht) zu unterscheiden. Deshalb kommt es oftmals erst spät zu einer Diagnose. Bleibt die Schwellung trotz Diät und gesünderem Lebenswandel erhalten, spricht das für ein Lipödem.
Neben der allgemeinen Anamnese (Befragung zur Krankengeschichte) wird sich der behandelnde Arzt nach den typischen Beschwerden (siehe Symptome z. B. Schmerz) erkunden.
Bei der körperlichen Untersuchung achtet der Untersucher auf das Vorhandensein symmetrischer Umfangszunahmen an den Beinen oder auch den Armen.
Sollte keine Schmerzsymptomatik vorliegen, geht man im Allgemeinen davon aus, dass es sich nicht um ein Lipödem handelt.
Das Erscheinungsbild kann dem eines Lymphödems ähneln. Abgrenzen lässt sich dieses z. B. durch die unten aufgeführten Merkmale.
Lipödem![]() |
Lymphödem![]() |
|
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Stemmer-Zeichen | x | ✓ |
Haut-Dellen-Test (Pittingödem) |
x | ✓ |
Druckschmerz | ✓ | x |
Symmetrie | ✓ | x |
Hämatomneigung | ✓ | x |
Fuß-/Handrücken betroffen | x (in der Regel nicht) |
✓ (kann) |
Therapie eines Lipödems
Konservative Therapie:
Das Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen ist Bestandteil der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE), welche als bewährte Behandlungsmethode bei Ödemerkrankungen eingesetzt wird. Sie besteht aus fünf Bausteinen, die in zwei Phasen zum Einsatz kommen.
Beim Lipödem zielt die Behandlung auf die Schmerzlinderung durch Kompression ab.
Lipödeme sind nicht heilbar, eine Diät und sportliche Aktivität allein können das Lipödem-Fett nicht abbauen. Dennoch kann ein generelles Übergewicht bzw. Adipositas die Symptomatik eines Lipödems verstärken. Auch wenn Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung nicht die Auslöser eines Lipödems sind, ist es für den eigenen Körper förderlich, einen gesunden Lebensstil zu wahren. Eine Aufklärung über gesunde Ernährung und angemessene Bewegung sollte zusätzlich immer stattfinden.
Falls durch die Erkrankung psychische Auffälligkeiten (z. B. Depression) auftreten, kann auch eine Psychotherapie zum Einsatz kommen. Des Weiteren gibt es für Betroffene Selbsthilfegruppen, in denen sie sich Hilfe suchen können.
Operative Therapie:
In manchen Fällen, wenn die konservative Therapie keine oder kaum Besserung erzielt, kann der behandelnde Arzt eine operative Therapie vorschlagen.
Eine Liposuktion (Fettabsaugung) heilt nicht die Grunderkrankung, kann aber die Lebensqualität und Mobilität des Patienten wiederherstellen. Ein adipositas-chirurgischer Eingriff wie z. B. ein Magenband oder ein Schlauchmagen kann die Symptome des Lipödems lindern.
Wie kann man einem Lipödem vorbeugen?
Da die Ursache noch nicht final geklärt ist, und oftmals hormonelle Umstellungen im Körper als ursächlich angesehen werden, ist es schwer, vorbeugende Maßnahmen zu finden. Jedoch gibt es Risikofaktoren/Körpereigenschaften, welche vermehrt bei Lipödem-Patienten auftreten und die Symptome verstärken können. Dazu gehört z. B. Übergewicht.
Allgemein können gesunde Ernährung und angemessene sportliche Betätigung die Symptome eines Lipödems lindern.
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Tägliches Tragen für spürbare Erleichterung
Um den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen, sollten medizinische Kompressionsstrümpfe in der Erhaltungsphase täglich nach dem Aufstehen angelegt und bis zum Abend getragen werden.
Die Strümpfe werden individuell an Beine, Arme oder Hände angepasst und verfügen daher über einen hohen Tragekomfort.